Station 11: Ackerbürgerstadt

Denkmal

Bad Sassendorf / Station 11: Ackerbürgerstadt

Informationspunkt:


- Oststraße 31





Kühe gehören bis in die 1960er Jahre selbstverständlich zum Straßenbild: Hier auf der Straße "Auf der Mauer".




Hier sehen wir einen typischen Anblick vor dem Amtshaus, bis in die 1960er Jahre.




Kühe vor dem Schützenzelt.




Grundriss eines Hauses wie es 1822 gebaut wurde: Vorne lebten die Menschen, hinten die Tiere.




Bottich-Waschmaschine aus Holz, die beim Schlachten auch zum Würste-Brühen benutzt wurde.




Getreideernte bei Gleierbrück.




Getreideernte bei Eslohe um 1920.




Heuernte in Burbach.




Geschnittenes Stroh wird auf dem Kopf über den Steg getragen, 1934 bei Altenhundem.




Gemeindehirte beim Hüten der Kühe.




Schafhirte bei der Arbeit.




Schweinehüten bei Hallenberg.

Adresse

Station 11: Ackerbürgerstadt

Oststraße 31

57392 Schmallenberg

Links

Homepage

Landwirtschaft als selbstverständlicher Nebenerwerb


Schmallenberg war eine Ackerbürgerstadt:Landwirtschaft prägte Leben und Stadtbild über Jahrhunderte. Bis weit über die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Landwirtschaft von fast allen Familien als Haupt- oder Nebenerwerb betrieben.  Die Bürgerbauern lebten in der Stadt und bewirtschafteten außerhalb der Stadt ihre Felder. Vieh hielten sie bei und in ihren Häusern in der Stadt. Die nach dem Stadtbrand von 1822 errichteten Häuser trugen diesen Voraussetzungen Rechnung: Sie wurden für Menschen und Tiere gleichermaßen gebaut. In ihnen wurde Vieh gehalten, Heu gelagert, das Gerät für den Ackerbau untergebracht und in einer separaten Milchküche Butter und Milch produziert und gelagert. Vor und hinter dem Haus war Platz für Misthaufen und Buchenholzstapel. Die Tierhaltung – gehalten wurden Kühe, Ziegen, Hühner, Kaninchen und Schweine – garantierte die Grundversorgung der Haushalte mit Milch, Butter, Eiern und Fleisch.


Häuser für Menschen und Tiere


Das Haus Oststraße 31 wurde 1822 als fünfachsiges, zweigeschossiges, traufenständiges Haus auf einem Bruchsteinkeller errichtet, der zum Vorgängerbau gehörte. Vorgeschrieben wurde 1822 ein Mindestabstand zum Nachbargebäude (Oststraße 33) von 20 Fuß (1 preuß. Fuß=31,4cm), rund 6,3 Metern.  So erhielt jedes Haus auf der einen Seite einen breiten Hofraum, der für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden konnte. Auf der anderen Seite wurden die Häuser nahe an das Nachbarsgrundstück gesetzt.Im vorderen Teil der meist zweistöckigen Häuser befanden sich die Wohnräume. Dahinter schloss sich der Teil für das Vieh an. Die Wände des Untergeschoßes bestanden hier nicht aus eichenen Balken, sondern aus Steinen. Unterkellert waren nur die Wohnräume: In diesen Kellern wurden Kartoffeln und Rüben untergebracht. Auf dem Dachboden lagerte das Heu: Neben Vorratslager diente es auch als Wärme-Isolierung im Winter. Zwischen Ställen und Wohnräumen befand sich die Viehküche, die über einen Wasseranschluss und einen Spülstein verfügte. In der Viehküche stand auch der „Schweine- oder Schüetelpott“, in dem Schweinefutter gekocht oder beim Schlachten Würste gebrüht wurden oder auch Wäsche gekocht wurde. In der Milchküche an der Nordseite des Hauses gelegen wurden die Vorräte untergebracht und die Milch verarbeitet.Zu den Tieren, mit denen die Menschen eng zusammenlebten, bestand eine nahe Beziehung. Sie wurden über Jahre gefüttert, gemolken, gepflegt und schließlich geschlachtet. In der Nacht waren die Kühe im Stall angekettet, die Jauche wurde im Jauchetrog gesammelt. Der Stall wurde mehrmals pro Woche ausgemistet und die Exkremente auf dem Misthaufen gesammelt, der innerhalb eines halben Jahres wertvollen Dünger lieferte. In den 1950er Jahren wurde das Vieh nur noch angebunden auf der Straße zur Weide geführt, da der Autoverkehr beträchtlich zugenommen hatte. Die Pflege der Tiere, vor allem das Melken der Kühe morgens und mittags war Frauensache, ebenso die Weiterverarbeitung der Milch. Wenn eine Kuh im Haus war, litt die Familie keine Armut; auch nicht in der kargen Kriegs- und Nachkriegszeit. Auch der Ackerbau wurde im Nebenerwerb betrieben. Landwirtschaft und Ernte wurden bis weit ins 20. Jahrhundert zumeist in Handarbeit erledigt; erst seit den 50er Jahren hielt der Traktor Einzug. Wirtschaftsaufschwung, wachsende Kaufkraft sowie Automatisierung und Veränderung der Nahrungsmittelproduktion führten zur Aufgabe der Nebenerwerbslandwirtschaft im Laufe der 1960er Jahre. Zu Beginn der 1970er Jahre gab es in Schmallenberg keine Nebenerwerbslandwirtschaft mehr.