Niederwälder sind selten gewordene Zeugnisse historischer Waldwirtschaft, die durch ihre mehrstämmigen, interessant gewachsenen Bäume faszinieren. Ihre Erhaltung ist ein besonderes Anliegen des Naturschutzes.
Auf dem langgestreckten Hardt-Bergrücken nördlich der Ortschaft Visbeck bei Meschede liegen die beiden Naturschutzgebiete „Niederwälder bei Visbeck“ und „Niederwald Odin“. Niederwälder regenerieren sich aus Stockausschlägen: Hier wird das Holz in einem Zyklus von 15 bis 30 Jahren durch Abschlagen kurz über der Wurzel geerntet und wächst anschließend aus den verbliebenen Stümpfen oder Wurzelstöcken mehrstämmig wieder heran. In Nordrhein-Westfalen werden heute weniger als ein Prozent der Waldflächen auf diese Weise bewirtschaftet.
Durch die besondere Art der Nutzung ist der Niederwald viel stärker lichtdurchflutet als herkömmlich genutzte Wälder. Davon profitieren Moose und Flechten, die als Epiphyten (also Aufsitzerpflanzen) an den bizarr geformten Stämmen der Bäume wachsen, aber auch Zwergsträucher wie Blaubeere, Preiselbeere und Besenheide.
Auf Ihrer Wanderung durch die Niederwälder ergeben sich immer wieder Ausblicke in die Berglandschaft der „Caller Schweiz“ und Sie umrunden das Resmecke-Bachtal, das durch Grünland und Hecken geprägt ist. Dort oder auf den umgebenden Windwürfen kann man mit Glück Neuntöter entdecken. Der Kolkrabe, der zwischenzeitlich bei uns ausgestorben war, ist zurückgekehrt und in der Landschaft bei Visbeck wieder häufig anzutreffen.